Ja - Kopfschütteln / Nein - Nicken. Alles klar?


Aufenthalt von 01. bis 17. Juni geschrieben von Franka

In Bulgarien und Rumänien ist vieles anders: da gibt es keine Radwege mehr, die Straßen bestehen mehr aus Löchern denn aus zusammenhängenden Teerflächen und hier bedeutet ja nein und nein ja. Verwirrend nicht wahr? So auch für uns: wir fragen einen Einheimischen nach dem Weg, erhalten eine Beschreibung und signalisieren mit einem Nicken, dass wir nun wüssten wo lang es geht. Da beginnt er von vorn. Das wiederholt sich einige Male, bis wir es endlich verstehen: Kopfschütteln! Es ist erstaunlich schwer, zu Nicken wenn man ‚Nein!' sagen möchte oder umgekehrt.
Tatsache ist, dass auch hier die Menschen sehr freundlich sind, allerdings muss man vorsichtig sein. Ab und an treffen wir auf Roma-Siedlungen und ein Kind reist Vincent (wir sind noch zu fünft unterwegs) während der Fahrt ein Handtuch vom Rad. Kein großer Verlust, aber es macht deutlich, dass man aufpassen muss. Vielerorts werden wir dagegen sehr freundlich empfangen, Kinder laufen auf die Straße und wollen mit uns einklatschen, wir bekommen Obst und Gemüse geschenkt. Allerdings merken wir einen deutlichen Unterschied zu Serbien: obwohl Rumänien und Bulgarien zur EU gehören, ist Serbien weiter entwickelt. Die Armut hier ist deutlich spürbar, der Lohn eines Feldarbeiters beträgt in etwa 120 Euro im Monat. Die Infrastruktur ist in einem sehr schlechten Zustand, in Giurgiu verfahren wir uns total, da die Schilder geklaut werden. In den sowieso schon schlechten Straßen fehlen die Gullideckel und hinterlassen gefährliche Fallgruben für Radfahrer. Korruption ist eines der größten Probleme in Rumänien und Bulgarien, beide Länder haben von der EU Sanktionen auferlegt bekommen, da Fördergelder im Nichts verschwinden. Die Menschen können dagegen nichts machen und schauen nur traurig, wenn sie sich mit uns darüber unterhalten.

In Ruse legen wir schließlich ein paar Ruhetage ein. Hier trennen sich auch die lustigen fünf, da wir ab hier verschiedene Wege einschlagen. Aber bevor es soweit ist, genießen wir mal wieder das Stadtleben: Am ersten Tag treffen wir Ross, er lebt und arbeitet in Dänemark, ist aber hier geboren. Er zeigt uns, wie in Bulgarien gefeiert wird: zuerst gehen wir in ein kleines, uriges Lokal und werden dort mit traditionellen Speisen verwöhnt, natürlich darf auch hier Rakia und Bier nicht fehlen. Danach gehen wir tanzen. Balkanmusik ist wirklich etwas feines und wir haben viel Spaß (…und Bier). Obwohl der ein oder andere am nächsten Morgen mit Erinnerungslücken und einem Kater zu kämpfen hat, beschließen wir am Abend ein kleines Fest zu veranstalten: Vincent hat am nächsten Tag Geburtstag und wir wollen unseren Abschied von der Donau zelebrieren. Auf gute deutsche Art grillen und feiern wir. Unsere bulgarischen Gäste sind ganz angetan von dem, was wir alles auf den Rost legen: Zucchini, Pilze, Käse und natürlich Fleisch.

Unser Weg führt über einige kleine Gebirgsausläufer schließlich bis ans Schwarze Meer und damit an den Rand des Kontinents. Zur Feier des Tages gehen wir am Strand baden und gönnen uns ein feines Abendessen in einem traditionellen Restaurant mit Meerblick. Außerdem bereiten wir uns seelisch und moralisch auf die erste richtige Bergetappe am nächsten Tag vor: der Grenzübergang zur Türkei liegt direkt auf einem Pass. Aber der Weg dahin ist landschaftlich sehr schön: eine kleine Straße schlängelt sich durch eine dichten Laubwald nach oben, kaum ein Auto kommt uns entgegen, nur eine Herde Schafe. Umgeben von diesem riesigen Nationalpark arbeiten wir uns zum Pass hinauf, auch den letzten 10km-Anstieg bewältigen wir. Die Quellen, die alle paar Kilometer die Straße säumen, versüßen uns die Arbeit: Abkühlung und Wasserversorgung in einem. Bis zu 33°C haben wir an manchen Tagen, hier oben in den Bergen sind es zum Glück nur 25°C. Kurz vor der Grenze zelten wir auf einer kleinen Almwiese und genießen einen tollen Sonnenuntergang. Voller Tatendrang starten wir am nächsten Morgen, nur noch 10 km und wir sind in der Türkei! Doch schon nach wenigen hundert Metern werden wir in unserer Euphorie ausgebremst: Frank hat einen Platten. Unser erster. Na gut, da müssen wohl alle Radler mal durch, und so ergeben wir uns unserem Schicksal. Schließlich erreichen wir mit ein wenig Verzögerung und einem Flicken auf dem Schlauch doch noch die Türkei :)


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